Flickr: Thebarrowboy

 

Wir — die (ehemaligen) Einserschüler — hören von den Machern unserer Zeit: Den “College Dropouts” à la Mark Zuckerberg oder Bill Gates und dem Mythos von Albert Einsteins “Sechs” in Physik. Auf dem Weg zum Sportunterricht wird einem von einem Klassenkameraden berichtet: “Ich hab meine Mutter mal gefragt, was eigentlich mit den ganzen Einserschülern aus ihrer Schulzeit passiert ist. Sie meinte: ‘Die, die wirklich erfolgreich wurden, haben sich in der Schule eher mit 3ern und 4ern durchgemogelt.’”

Einen selbstkritischen Einserschüler bringen diese Aussagen zum Nachdenken: “Bin ich jetzt zum Scheitern verurteilt, weil ich gute Noten schreibe?

Wo liegt also der Hoffnungschimmer für die Schüler, die um ein 10% Noten-Quantil wissen und ihr Dasein darüber fristen?

Zunächst sollten wir klarstellen: Bill Gates brach sein Studium an der Harvard University nicht ab, weil es ihn überforderte oder er einfach keine Lust mehr darauf hatte, sondern mit einem Ziel vor Augen: Microsoft.
Und auch Albert Einstein hatte zwar eine “Sechs” in Physik im Abiturzeugnis. Auf seiner Schweizer Schule stellte das jedoch die Bestnote dar.

Trotzdem bleiben einige Problematiken:

  1. Konformität
    Mit einem guten Abitur oder noch schlimmer: einem guten Abschluss des Studiums im Rücken, öffnen sich einem so viele verlockende Türen, dass die Besinnung auf eigene Interessen schwerfällt. In solch einem Labyrinth gefangen, neigt man dazu, andere nach dem Weg zu fragen. Man hört auf zweifelsfrei gut gemeinte Ratschläge, statt sich zu trauen, einen eigenen Weg ausfindig zu machen. Den will man doch gehen und wer weiß: Vielleicht führt dieser gar nicht durch eine Tür, sondern geradewegs mit dem Kopf durch die Wand oder durch den Kamin “straight to the top”.
  2. Risikoaversion
    Weiter gefangen in unserem Labyrinth beim Fragen nach dem Weg, neigen unsere Vertrauenspersonen verständlicherweise dazu, sichere Alternativen zu präferieren. Wer will schon Schuld sein, sollte etwas doch nicht so klappen wie geplant?
    Außerdem gibt es viel zu verlieren. Mit Alternativen, die einem mit harten Fakten atemberaubende Karrierechancen versprechen, kann es schnell passieren, dass schwerer messbare, aber noch lebensbereichernde, Elemente vernachlässigt werden. Beides — sichere Ratschläge und zusätzliche Alternativen — verringern die Wahrscheinlichkeit, ein Risiko einzugehen und etwas neues und eigenes auszuprobieren.

Was sagt uns das?

Aufatmen: Einserschüler sind nicht zu einem standardisierten, tristen Dasein verdammt. Vielmehr sollten sie das tun, was sie schon immer gut gekonnt haben: Lernen. Lernen, ihren eigenen Weg zu gehen und — sollte es dieser verlangen — Risiken einzugehen.