Bewältigungsmechanismus, um auch schlechten Tagen und schwierigen Phasen noch etwas abzugewinnen.

Danke: P. S.

Schreib.

Achte nicht drauf, dass du irgendwas schön formulierst, sondern schreib einfach drauf los.

Es wird irgendeinen Auslöser dafür geben, dass es dir nicht gut geht. Was glaubst du ist es? Was ist Schuld daran? Wer ist Schuld daran? Was sollte sich verändern, dass es dir besser geht? Alles, was jetzt in den Sinn kommt: Aufschreiben.

Lass die Gedanken einfach in der Form raus, in der sie sich in deinem Kopf bilden. Ohne sie zu schleifen. Ohne auf Grammatik, Rechtschreibung oder Regeln zu achten. Wenn du dann merkst, dass es vollkommen ungerechtfertigt ist, dem- oder derjenigen oder auch einem bestimmten Umstand die Schuld zu geben, dann ist das nicht einmal ansatzweise befreiend. Es fühlt sich an als würdest du gegen eine Wand laufen. Vielleicht denkst du aber auch, dein Leiden ist vollkommen gerechtfertigt. Es ist genau richtig, diesem Umstand die Schuld zu geben und auch das fühlt sich an als würdest du gegen eine Wand laufen. Schreib weiter.

Beschreib das Gefühl. Ja, das Gegen-die-Wand-Laufen. Ist es tatsächlich eine Blockade, vor der du stehst oder fühlst du eher ein Stechen in der Brust? Schnürt es dir die Luft ab oder fühlt es sich mehr wie ein Brennen im Bauch an? Beschreiben. Wo kommt es her? Was tut es da? Bewegt es sich? Verändert es sich? Schreib.


Wenn das getan ist: Die Wand dich zurückgeschleudert hat und du am Boden liegst, dann schau dich um und frag dich: Fünf Möglichkeiten über die Wand zu kommen. Es gilt dabei nicht realistisch zu sein. Die absurdesten Ideen sind manchmal die besten. Es muss nicht immer die Leiter sein. Was, wenn auf einmal ein Flyboard um die Ecke geflogen kommt?

Wikipedia Flyboard

Du sollst deine Gedanken einfach nur aus den festgefahrenen Mustern rausbekommen. Irgendwie fünf Szenarien generieren und aufschreiben, wie du aus der Situation rauskommst. Vielleicht lässt Rapunzel auch ihr Haar herab und du kannst daran über die Mauer klettern.


Ist das erledigt, habe ich eine schlechte Nachricht: Es geht dir vermutlich — wenn überhaupt — nur ein kleines bisschen besser. Also: Weder ist die schlechte Laune, noch diese Übung vorbei. Es geht weiter: Schreib weiter.

Pick dir eins der Szenarien und überleg dir: Was ist die nächste Wand gegen die du laufen wirst? Und wieder: Fünf Szenarien, wie du diese Wand überwinden wirst. Das heißt: Die Wand steht hier für ein nächstes Problem, das dich jetzt gerade noch gar nicht beschäftigt, sich aber wieder innerhalb dieses Szenarios entwickeln könnte. Vielleicht sollten wir es statt Wand also besser den Säbelzahntiger nennen, der hinter der ersten Wand lauert. Wie entkommst du ihm… und dazu kommt, dass du jetzt noch Rapunzel beschützen musst.

So gehen wir von deinem Ursprungsgefühl und dem Problem, das du darin siehst, zum nächsten Problem. Weil sich in jedem Szenario — wie im Leben wieder Probleme auftun können und werden, so auch in deiner Geschichte.

Problem. Lösung. Neues Problem. Neue Lösung. … Du merkst, dieses Spiel kann man ziemlich lange so weiterspielen. Du gestaltest so lange immer neue Situationen, bis du dich von deinem eigenen Problem distanziert hast.

Nach der vierten Iteration* bist du vielleicht schon ein milliardenschwerer Philantroph, der aufgrund seines Einsatzes für Flüchtlinge — und einigen der Öffentlichkeit unbekannten Zusammenhängen — sowohl die mexikanische als auch die italienische Mafia am Hals hat und jetzt damit fertig werden muss… und dann ist da ja noch immer Rapunzel, die es weiter zu beschützen gilt.


Verglichen mit den Drogenbossen, die dir so auflauern, sieht deine Quarter-Life-Crises geradezu lächerlich aus. Das ist sie auch. Wir sind alle lächerlich und müssen damit klarkommen.

*Iteration (von lat. iterare ,wiederholen’) beschreibt allgemein einen Prozess mehrfachen Wiederholens gleicher oder ähnlicher Handlungen zur Annäherung an eine Lösung oder ein bestimmtes Ziel.

Der Untertitel war: “Bewältigungsmechanismen, um auch schlechten Tagen und schwierigen Phasen noch etwas abzugewinnen.” Was hat man also dem schlechten Tag abgewonnen? Eine interessante Geschichte, mindestens fünf Ideen, wie sich dein Problem in Luft auflösen könnte und hinzu kommt, dass der Problemlösungsmuskel spielerisch trainiert wurde. … Außerdem Zeit bis zum Schlafengehen totgeschlagen und am nächsten Tag, sieht die Welt vielleicht schon ganz anders aus.