Link zum Auftakt der Serie: Hier.

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Eine kurze gedankliche Pause. 



Und darüber hinaus merke ich beim Schreiben auch, dass ich etwas über dieses Brennen gelernt habe. Es scheint mir die übliche Reaktion meines Körpers auf diese Art von Stress. Es fängt an zu Brennen, wenn er nicht weiß, was er machen soll, obwohl er doch etwas unbedingt will. Sobald es also an etwas kratzt, das mir wirklich wichtig ist und ich keine Idee habe, wie ich etwas dafür tun kann, tritt er auf der Stelle, immer fester; er stampft innerlich, die Fersen zuerst, staucht er die Knochen, sodass ich es noch bis in meine hässlich anfälligen Bandscheiben spüre. Ja, das ungesunde Treten ist dann überall. 

So verbrennt er innerlich Ressourcen – erstmal im Leergang. Ich vermute mal in der Hoffnung – auf Touren, wenn der Gang dann doch noch irgendwie reinspringt, – direkt im Vollspurt durchstarten zu können. Der Gang geht dann aber ganz sicher nicht rein. Da ist nur große Leere und beim Versuch knirschen die Bandscheiben. Alles wird heiß; läuft es schlecht, nimmt noch etwas Schaden.  

Und dieses Gefühl, das Brennen, war lange weg. Jetzt ist es wieder da. Ich begrüße es mit gemischten Gefühlen. Ringe mich dann  aber doch zu einem: “Willkommen zurück.” durch. “Ich will ehrlich sein: dich – habe ich nicht vermisst. Trotzdem… so jetzt… als Signal und die Vorstufe, als die du dich entpuppen wirst, bist du mir willkommen. Willkommen zurück. Von der Brust über die Schlüsselbeine in die Arme: Willkommen zurück. Wenigstens passiert wieder etwas. Wenigstens ist wieder etwas wichtig genug, dass ich in Wallung komme; und: das war sogar schon so als es noch keine Zurückweisung war. Sei mir ein nährhafter Schmerz, werde ein gesunder und dann lass uns endlich wieder machen.”

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Denn ich dachte schon, ich hätte es verloren.

Denn ich dachte schon, ich hätte es (das Brennen) verloren, aber mein Kopf hatte nur ein Rationell entwickelt, einen wohltuenden, abstrakten Schutzmechanismus, den er, wenn er Dank der Meditation sich selbst von außen betrachtete, zwischenschalten konnte. Ein “Wenn das passiert, denke ich mich so zur Ruhe.”, das schon unbewusst funktionierte. So blieb es dann öfter ruhig.  Das ist auch gut, gesund; sofern nicht zu schnell zu viel Energie freigesetzt wird, sofern sie nicht nicht mehr umgesetzt werden kann. Aber hier und jetzt, waren wir mal wieder direkt an der Wurzel. Einmal bis dahin vorgedrungen war hier kein Schutzmechanismus, nichts. 

… Hier sollen auch gar keine Schutzmechanismen hin. Davor: Ja. Aber hier… soll es frei von ihnen bleiben. 

Warum? Das folgt gleich. Grundsätzlich tut sich aber die Frage auf: Was ist das für eine Wurzel, die hier so empfindsam ist? Es scheint mir angebracht, ein wenig über sie zu reden; vielleicht will ich es auch nur.

Also schaue ich sie mir an. Erstmal schau’ ich sie mir nur an. Vielleicht sieht sie auch jeder anders bei sich, vielleicht ist sie sogar anders bei mir als ich sie jetzt sehe. Jetzt seh’ ich sie aber so, wie es gleich folgt – und glaube, (gerade weil es für mich, der sich doch immer besonders fühlen will, teils frustrierend ist, wie schrecklich sie doch all den anderen ähnelt) dass da auch etwas dran ist: Sie unterscheidet sich gar nicht so sehr von der anderer Menschen.

Sie ist also etwas ganz normal Menschliches, in meinem Fall dann eben auch Männliches, darunter liegt noch etwas Älteres als das Mensch- und Männliche – etwas Ursprünglicheres. 

Von Natur aus ist sie da unten, auch immer sehr verletzlich. Man kann wohl versuchen auch direkt an ihr noch zu schützen, was wohl einige (gut möglich, aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus: richtigerweise) auch tuen, aber ist man bereits soweit unten, hat dann wohl niemand mehr den Mut, die Schutzschilde abzunehmen, um sich dann auf einmal zu entblößen, obwohl es doch viel ermöglichen würde. 
Was aber noch viel wahrscheinlicher ist, ist dass man die Verbindung zu seiner Wurzel verliert; versucht man diese Verbindung nicht auszubauen, besser kennenzulernen, übt man sich nicht beständig darin, ist es wie bei allen Fähigkeiten: Sie verfallen.  

Ich… will sie nicht verlieren; auch, wenn es heißt, im Zweifel den Schmerz ertragen können zu müssen, den schon der unbedachter Backenstreich einer anderen Person – und sei es aus (vermeintlichem) Selbstschutz – dort unten mit sich bringt.  

Deswegen will ich da unten also keinen Schutzmechanismus etablieren. Warum ich diese Fähigkeit weiter ausbauen und auf keinen Fall verlieren will, folgt jetzt dann gleich. 

Dazu muss ich erst nochmal wiederholen: ich glaube von Natur aus ist die Wurzel etwas ganz normal Menschliches – sensibel und verletzlich. 

Obwohl bei uns allen so ähnlich, ist sie vermutlich in ihrer Ausprägung und der Intensität an bestimmten Stellen auch individuell; in Verbindung mit dem Verletzlich-Sein, dann aber auch zwangsläufig etwas Peinliches – gleichzeitig birgt sie aber eben auch so viel Kraft. Und die Kraft zu verbinden. 

Nun aber zur Wurzel.


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