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Audioversion.

Liebe Leser- und Hörer-, lieber Holzschaft,

im folgenden Text, werde ich das für Werkzeugstielansprachen übliche “du” verwenden, weil mir das lieber ist als Leser-, Hörer- und Gerätschaft mit einem so unpersönlichen “ihr” abzufertigen. (Dies erfolgt gerade hinsichtlich dessen, dass Gerätschaften bekanntlich meist ihren Lebtag lang fertigen, man daher einiges daran legen sollte, ihnen zumindest wenig wertschätzende Umgangsformen zu ersparen.)

Insofern: Hallo.

Nachdem ich jetzt schon eine Weile versuche, die neuen Beiträge auch immer zu vertonen, möchte ich kurz sagen, warum ich das mache und warum ich es aber auch manchmal gar nicht so gut finde.

Ursprünglich wollte ich, glaube ich, selbst nur hören, wie sich das anhört und ob ich einen Text so lesen kann, wie ich ihn mir denke. Und weil ich im Kontakt mit Freunden viel Sprachnachrichten nutze und hin und wieder Podcasts höre, dachte ich mir, dass das auch für euch ganz gut sein könnte. Außerdem habe ich ein paar Mal Anfänge von Beiträgen als Sprachnachrichten verschickt und da hat mir das Vorlesen dann auch meist Spaß gemacht, weil man ein wenig Gefühl in die Stimme legen kann und auch den Redefluss und Pausen vorgeben kann.

Oft schaffe ich es aber beim Lesen nicht, es so zu lesen, wie der Text eigentlich gedacht war.

Ich bekomme, wie ich finde, beispielsweise die Stimmung, in der ich den Text denke, nicht in meine Stimme. Weiter habe ich ja oft Einschübe in meinen Texten, die den Text unterbrechen, und gerade die schaffe ich es oft einfach nicht so zu lesen, wie ich das gerne tun würde, weil ich mit der Stimme da nicht so schnell in eine andere Tonlage komme, wie das im Kopf eben dann doch recht leicht möglich ist. Meine Stimme ist zu schwerfällig.

(Einmal Flexibility Gainz, paar Cardio Einheiten und Schnellkrafttraining für Frau Stimme bitte.)

Ich versuche mal anhand des neusten Beitrags zu erklären, was ich meine.

Ich habe es im Text schon direkt unter der Audioversion angemerkt: beispielsweise die trotzige, verletzte Vorstellung lese ich im Absatz ab etwa 2:40 schlecht.

Die ist nur laut, nicht verletzt und trotzig. Ich stell’ sie mir wie eine Frau vor, die in einer Stimme, bei der man wieder das bockige Kind von damals raushört, unterbricht – irgendwie ist es liebenswert, aber dann eben doch auch wieder bockig, aber hier wurde jemand gerade wirklich verletzt … und doch weiß sie, dass sie ja doch alles darauf angelegt hat, dass es so hatte kommen müssen.

Das sollte man idealerweise meiner Stimme anhören, aber weil meine Stimme eben zu schwerfällig ist, kann sie so schnell nicht in die andere Tonlage und Stimmung wechseln. Vielleicht bin ich auch einfach nicht konzentriert genug oder ich habe es nicht oft genug geübt.

Bei 6:40 hingegen, habe ich es zumindest halbwegs hinbekommen, das “Oh! Juhu! Hallo? Hallo!” halbwegs wie der aufgeregte Welpe, der mir da vor meinem inneren Ohr vorbellte, zu lesen.

Ich sollte mir daher wohl mehr Mühe beim Lesen geben und versuche das auch bereits. Beispielsweise indem ich nur dann lese, wenn ich die Stimmung zumindest halbwegs wieder hervorrufen kann, die ich auch beim Schreiben hatte. Und auch darauf zu achten, die Texte nicht an unpassenden Orten einzulesen. Aber ich denke trotzdem, dass meine Stimme wohl weiterhin zu schwerfällig bleiben wird.

Deswegen und weil ich grundsätzlich nicht finde, dass meine Stimme die Stimmung immer ideal rüberbringt, ist es mir eigentlich lieber, wenn man die Sachen liest oder zumindest mitliest. Weil ich da (vielleicht auch zu unrecht) davon ausgehe, dass man dann schon versteht, wie diese Einschübe gemeint sind. Zumindest muss man sie dann aber in irgendeiner Stimmlage für sich interpretieren und hat nicht meine vorgegeben. (Die ja manchmal auch noch falsch ist.)

Jetzt rudere ich aber noch eins weiter zurück: Entscheidend ist auch nicht, wie ich den Text und die Einschübe in Gedanken gehört hatte, sondern wie es für dich am meisten Sinn ergibt und was bei dir passiert, wenn du das liest.

Mit dem Tonfall, den ich dann beim Lesen verwende, nehme ich deine Interpretation irgendwie vorweg und dann sogar manchmal noch so, dass es auch noch (in dem Sinne, wie es für mich gemeint war,) falsch ist. Am liebsten ist es mir, wenn man die Texte in der Stimmung hört, in dem sie für einen den meisten Sinn ergeben und da denke ich, dass die Stimmung manchmal passender ist, wenn man die Texte liest.

Lesend hört’s sich also besser.

Wenn du jetzt also einen Text erstmal liest und dann noch die Audioversion hörst und jetzt passt das nicht mehr so zusammen, dann bleib’ bei der Stimmung, in der du ihn für dich ohne Einflussnahme meiner Stimme gelesen hast. Bitte.

Das spricht ja jetzt alles erstmal gegen die weitere Vertonung der Beiträge, aber insgesamt macht mir das Lesen manchmal echt Spaß und von dem was ich bisher so gehört habe, gibt es zumindest ein paar Leute, die das auch super, teils sogar meine Stimme erträglich finden.

Und zum Ende jetzt noch ein Dankeschön an Stefan und Anne (a.k.a. “paar Leute”), die viele der Texte erstens mega aufmerksam und zweitens oft mehrere Male gelesen und gehört haben, sodass ich jetzt hier mal kurz meine [(meiner Ansicht nach teils) poore und (dann manchmal sogar noch für meine Intention beim Schreiben des Textes) fehlleitende)] Leseperformance erklären wollte.

Tüdelü!
Marco