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Foto von Gemma Evans auf Unsplash (und von mir bearbeitet)

Beim Wiedersehen, beim ersten Blick in ihre Augen hatte ihn die unmittelbare Trauer eines kleinen Kindes überfallen. 


Sie hatte gelebt, sie hatte gelernt. Schöner und schöner war sie im vergangenen Jahr geworden. Sein Mädchen. Und er zitterte noch immer vor ihr, nur zitterte sie nicht mehr vor ihm. Sie hatte die Angst verloren.

Da war keine Unsicherheit mehr in ihrem Blick, nur noch Lust. Ja, sie würde gewonnen werden, aber sie würde mindestens ebenso viel gewinnen – das wusste sie jetzt; ja, sie würde gewonnen werden, aber sie hatte nie etwas zu verlieren gehabt – das wusste sie nun. Sie schätzte ihn für den, der er war, aber sie war nunmal auch die, die sie war.  

Und so war es gekommen, wie es hatte kommen müssen. Das Leben hatte sie eingeholt. Sein Mädchen war den Weg gegangen, der bei ihrem ersten Treffen noch vor ihr gestanden hatte. Und ihr Weg stand nun zwischen ihnen. Nun, was hatte er auch anderes erwartet.

‘Nein…, mein Mädchen, es war… nicht falsch… es war… wohl eben doch dein Weg gewesen. Nein, mein Mädchen, du hattest wohl wirklich nie etwas zu verlieren gehabt. Und, ja, mein Mädchen, du hattest es ja nun bewiesen. Auf Wiedersehen, mein Mädchen.’, dachte der, der noch vor einem Jahr ein Fremder gewesen war.

Und, wie er das denkt, wendet er sich von ihr ab.


… Ja, beim Wiedersehen, beim ersten Blick in ihre Augen hatte ihn die unmittelbare Trauer eines kleinen Kindes überfallen. 

Es hatte in die leidenden Augen eines Älternen geblickt und so verschwand es im nassen Grau des absehbaren Schicksals dieses und jenes Menschen. … Dieses und jenes… und dieses und jenes Menschen.