Es ist fast wie in einem Sprichwort:

Ein dickbäuchiger Mann mit seinen in zum Ansehen verleitende Farben gehüllten Papageien auf den beiden Schultern denkt angestrengt: “Fische sollten keine Flügel haben?”. Und wer wollte es ihm auch verübeln? Bei der beständigen Bestärkung seiner beiden lautstarken Begleiter, beim Druck zwischen seinen Ohren vom sich gegenseitig immer weiter aufschaukelnden Geplapper, beim Stapel von Profilen (nutzbaren Gesamtbildern einer Persönlichkeit), die in ihrem Viel an Worten um ihn herumgeistern, wer würde da nicht erstmal denken: “Fische sollten keine Flügel haben?”.

Doch … da steht das Geschöpf: selbstbewusst, auf Augenhöhe mit ihm, quick-lebendig; tanzend, lachend, mit Flügeln und gelb-gescheckter Rückenflosse auf grauer Haut – inmitten von ein wenig dornigem Gestrüpp.

Was man nicht sieht, sich aber bereits andeutet: Die beiden Federwesen versuchen ihn mit allerlei Krimskrams, mit farbtriefenden Sonnenuntergängen, schneebedeckten Gipfeln, authentischen Gesichtern vor perfekter Kulisse abzulenken, wie sie es seit Jahren taten – so hat sich der Bauch gefüllt. Doch diesmal lässt der Mann den Blick unentwegt auf den Fisch mit Flügeln gerichtet; konzentriert sich voll und ganz auf ihn – da steht er doch – , nimmt sich zusammen, bündelt, zieht schließlich selbst den unheilschwangeren Bauch mit ein und da steigen die zwei giftig-bunten Flattergestalten zum Himmel auf. Sie verpuffen mit ihrem sich gegenseitig bestärkenden Geplapper in der Luft; ein röchelnder Farbklecks steht auf einer hektischen Farbkreuzung, dann kommt ein Tränen lachender, gelber LKW und er wird mit- und aus dem Bild gerissen. Und dann … ist es auf einmal still.

Still.


Nach all den Jahren, nach all den Bekräftigungen, jemand sein zu können … bleibt nichts.

Und … jetzt?

Jetzt darf ich – zum ersten Mal – dem Leser, der Leserin einen Kopf vorstellen. Er wird das erwähnenswerte Detail, nicht so auffällig, nicht so lautstark, nicht so bühnenträchtig wie die beiden bunten Vögel, schaut er uns an: die Nase etwas breiter als die Norm, das Haar schulterlang, grau-meliert und mit einem dunklen Stoffring zusammengebunden kräuselt sich auf dem Pullover; es zeigt sich ein Gesicht, dem schon einmal Eiseskälte, Gischt und Wasser vom Schlag einer gelb-gescheckten Rückenflosse entgegenklirren darf. Es zeigt sich: Jemand.

Und das wichtigste: Gesetzt des unwahrscheinlichen Falles, man würde eines Tages noch von ihm berichten: Ich wüsste nicht, wie es enden würde, ja noch nicht einmal, womit es begonnen hätte, geschweige denn, warum es jenen Lauf nahm.


Marco