Audioversion.

Immerzu unter Menschen, ihren Blicken nicht entkommen könnend, reinigt das Spazieren; wenn der Tag von den Pflichten des Mans, nicht meinen geprägt ist, reinigt das Spazieren. Und am besten reinigt es sich, wo es leise ist, es kein künstliches Licht gibt, wo Häuser verlassen sind und Schuhe dreckig werden. Doch, wenn ich tagsüber spaziere; dort spaziere, wo viele Menschen, viele Autos und Laternen sind, dann sehe ich immer wieder Tauben.

Häufig fehlt ihnen ein Zeh oder ein ganzes Bein.

Das ist so, weil sich herumliegende Haare, Fäden oder Schnüre an ihren schuppigen Beinen verfangen, sich langsam fester und fester um sie legen und abschnüren. Und weil es hier, in dieser Stadt, unter all den Leuten immer schmutziger wird, verfangen sich immer mehr Tauben … und die Stränge ziehen sich fester und fester, bis ganze Gliedmaßen einfach abfallen, in das Wasser, die Gewässer, Flüsse und Meere fallen.

Dann sind sie weg, dann ist, was auch immer da mal war, abgestorben. … “Ihnen fehlt ein Teil.“, denke ich. Sie hüpfen trotzdem weiter herum. Und ich glaube, sie wissen nicht mal wirklich etwas davon, höchstens eine Ahnung wohnt manch einer inne. Der Kopf bewegt sich vor und zurück wie eh und je: hilf- und gedankenlos. Und trotz der Schmerzen, die es ihnen doch bereitet haben muss, erinnern sie sich nicht daran, dass sie etwas verloren haben: vielleicht mehr als nur ein Bein, vielleicht gar ein Ohr.


20
Hier geht es weiter.
Hintergrundinformationen.

Literaturverzeichnis