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„Man fürchtet sich davor, die Menschen loszulassen, man fürchtet, das Schlimmste werde geschehen, wenn sich der Einzelne erst einmal darin gefalle, sich als der Einzelne zu gebärden. Ferner ist man der Ansicht, als der Einzelne zu existieren sei das Leichteste von allem, und deshalb solle man die Leute gerade dazu zwingen, das Allgemeine zu werden. Ich vermag weder jene Furcht noch diese Ansicht zu teilen, und zwar aus dem gleichen Grund. Wer gelernt hat, daß als der Einzelne zu existieren das Entsetzlichste von allem ist, der soll nicht bange sein zu sagen, es sei das Größte; aber er soll es auch derart sagen, daß seine Worte einem Verirrten nicht zur Schlinge werden, sondern ihm eher in das Allgemein hinein verhelfen, wenn gleich seine Worte auch etwas Raum für das Große schaffen.“ 

Søren Aabye Kierkegaard (2019a: 263 ff.)

Was darf ich hoffen?

Ich meine zumindest hoffen zu dürfen, die Stärke zu haben, mich und meine Aufgabe zu wählen. Geringer als die Abrahams wird sie in jedem Fall sein. Wenn sich die Großen einer Sintflut gegenübersahen, dann meine ich bei mir eher einen verregneten März zu vernehmen; wenn es bei ihnen strömte, dann meine ich mehr ein Tröpfeln zu erfühlen; wenn sie immer um den ungeheuren Schatz in sich wussten, dann weiß ich lediglich: die äußeren Dinge sind nichts. Mag meine Aufgabe also auch noch so gering sein, ich darf zumindest hoffen, diese, meine Aufgabe zu wählen, wie sie sich mir zu erkennen gibt.

Auf Herzenshöhe finden sich zudem immer mehr Haare, Fäden und Schnüre und so gilt es, nicht meinen vielleicht wichtigsten Teil zu verlieren; neuerdings eröffnet sich mir aber auch ab und an die Möglichkeit einer echten Begegnung, dann ahne ich mittlerweile auch: ein Selbst kann nur in der Kommunikation mit anderen zum Selbst werden; erkenne: meine Aufgabe ist, Raum zu schaffen für das Große – in mir, wie in dem:der anderen.

Ich meine, weiter gilt es für mich, A und B zu nähren, bis … ein Riss, mein Riss, vielleicht ein Bleistift; bis ein Tropfen … und jeden solchen heiße ich willkommen und je weiter es mich hinaustreibt, desto freudiger werde ich ihn begrüßen. Meine Sinne will ich dabei immer lauschend halten – auf jene polyphone Melodie, auf den Nachklang eines gerade erst Verlorengegangenen, auf das Teilchen in mir, wie in dem:der anderen, und zuletzt:

auf jenes Licht,
auf den einzig ungebroch’nen Fluss

den stummen Gruß,
den das eine Herz dem and’ren spricht.


ENDE … Danke.


Literaturverzeichnis & Quellen

Ach ja – und diese letzten Zeilen sind eine Anspielung auf dieses Gedicht: